Ein sehr schöner Artikel über Peter Plantikow der im HERZOG magazin für kultur erschienen ist.
Peter Plantikow, das bedeutet: Party, Karneval, Party, Cocktails, Party, Hot Shots, Party, Ambiente, Party, Kochen, Party, Rund-um-sorglos, Party …
In den 80er Jahren feiert meine Generation – aus unserer Sicht – legendäre Jugend-Feten im Treff, in den Räumlichkeiten der Rochuspfarre. Heute ist mir klar, dass diese vermutlich deshalb in meinem Gedächtnis haften blieben, weil sie zu dieser Zeit unter anderem auch von Peter Plantikow und Frank Türling organisiert wurden. 1989 allerdings stellt der Pfarrgemeinderat das Partykonzept auf den Prüfstand. Es hatte zu viele Beschwerden und Probleme gegeben. Peter und Frank beschließen, etwas Eigenes zu organisieren, wenn der Pfarrgemeinderat die traditionelle Karnevalsparty verbieten sollte. Gesagt, getan. Mit dem Namen „No Tuxedo“ – auf deutsch „Kein Kleiderzwang“ – findet das junge Eventteam für die ersten ernsthaften Gehversuche im Eventbereich auch schnell den passenden Namen.
Gerade 17 Jahre alt, stellen sie gemeinsam mit zwei weiteren Freunden an Karneval ein großes Zelt auf den damaligen Kirmesplatz und organisieren die sogenannte Saharaparty mit viel echtem Sand auf dem Boden für ein authentisches Partygefühl. Weil das Zelt einmal steht und auch recht teuer ist, folgen noch einige Karnevalspartys.Diese Feten sind so erfolgreich, dass sie im folgenden Jahr in neuer Auflage stattfinden. Allerdings in deutlich veränderter, nahezu beklemmender Atmosphäre. Als Reaktion auf den Golfkrieg gibt es keine Karnevalszüge und viele Veranstaltungen werden abgesagt, das Zelt aber ist bereits bezahlt und aufgebaut, so dass die Feten planmäßig durchgeführt werden. Es sind Karnevalspartys, aber kaum ein Gast kommt im Kostüm.
Der bekannte Jülicher Gastronomie-Experte Mike Schmitz wird auf die beiden Jungunternehmer aufmerksam. Er beliefert damals Jülicher Kneipen und Restaurants mit Bier, Wein und Spirituosen und weiß, dass die kleine Kneipe „Kreml“ auf der Römerstraße einen neuen Pächter sucht.
Peter und Frank überlegen nicht lang, taufen die Kneipe in „No Tuxedo“ um – und legen mit dem Opening am 4.1.1991 den Grundstein für viele leckere, kurzweilige Cocktailabende in Jülich. Die Bar schlägt ein. Das Konzept ist völlig neu für Jülich. Damals gibt es noch keine Cocktailkarten in Kneipen und Restaurants.
Zum Usus der beiden Barkeeper gehört die Beigabe eines Galliano Hot-Shot. Als Lokalrunde zwischendurch, als kleines Dankeschön für Stammkunden und einfach mal so. Galliano, ein Getränk der Marke Remy Martin, ist eigentlich auf der Beliebtheitsskala der Firma, gemessen an den Verkaufszahlen, sehr weit unten angesiedelt, so dass die in Jülich untypisch hohe Nachfrage rasch auffällt. Der Verkaufsleiter Volker Müller wird neugierig und schaut persönlich nach. Zwischen „No Tuxedo“ und Müller stimmt die Chemie, so dass eine neue Idee aus der Taufe gehoben wird. Der Beginn der Hot-Shot-Partys liegt in den frühen 90er Jahren. Nach Anlaufschwierigkeiten bei der ersten Party werden auf der zweiten bereits 900 getrunken. Dies beeindruckt Remy Martin so sehr, dass zur 3. Hot-Shot-Party sämtliche Außendienstmitarbeiter zitiert werden, die zusehen müssen, wie in der wirklich kleinen Bar mit ca. 200 Gästen 1445 Hot-Shots getrunken werden. Zeitgleich läuft eine weltweite Galliano Promotion, die von
einem Fernsehteam begleitet wird. Bei keiner vergleichbaren Party, sei es in Diskotheken in Stockholm oder Miami, kann diese Anzahl an Hot-Shots im Verhältnis getoppt werden. Ja, das ist Jülich …
In den Folgejahren werden die Auflagen für die Bar immer höher, ein Jahr führt Peter die Bar noch allein, zieht dann aber einen Schlussstrich. 1994 schließt die Cocktailbar „No Tuxedo“.Peter Plantikow ist inzwischen 22 Jahre und befindet sich auf einem Scheideweg. Noch ist er jung genug, eine Ausbildung zu beginnen.
Aber er verlässt sich auf seine Intuition und meldet sich bei Volker Müller von Remy Martin. Peter weiß, dass die Erfahrungen, die er bereits gesammelt hat, und die in den folgenden Jahren dazu kommen, wertvoll sind, aber für eine schriftliche Bewerbung wertlos wären. Und doch entscheidet er sich, Außendienstler in der Betreuung von Bars und Gastronomie in NRW zu werden. Zuletzt darf er sich „National Brand Promoter“ nennen und entwickelt eigene Konzepte für deutschlandweite Promotionsveranstaltungen.
das Gefühl hat, es sei wieder an der Zeit, etwas zu verändern, wird er Angestellter bei „Dorothee Schmitz Weine und Spirituosen“ und tüftelt gemeinsam mit Mike Schmitz ein neues Event-Konzept aus. In den Anfängen geht es noch nicht um Essen, sondern eher darum, Kunden die Möglichkeit zu bieten, hochwertiges Equipment und attraktives Partyzubehör zur Verfügung zu stellen. Aushängeschild dieser Zeit ist die Acrylbar, die auf vielen Jülicher Festen, aber auch bei Box-Weltmeisterschaften in Frankfurt und beim CHIO in Aachen zum Einsatz kommt.
Dass nicht alles reibungslos an diesem Abend verläuft und die Gäste zum Beispiel erst um weit nach Mitternacht ihr Dessert verspeisen können, haben die Jülicher verziehen. Vielleicht, weil sie ahnen, was noch an Gourmetfreuden in den nächsten Jahren auf uns alle zukommen würde.
Was allerdings in der Retrospektive so nett klingt, war nicht immer einfach. Mit dem Dürener Objekt „Schmitz im Stadtpark“ haben sich die Kooperationspartner so massiv verhoben, dass es zur Insolvenz der Firma kommt.
Mike Schmitz führt in der Folge die Firma Viniport alleine weiter und für Peter heißt es einmal mehr, Neuland begehen. Am 1.6.2004 gründet er die Plantikow Event Catering GmbH, die im letzten Jahr ihr 10jähriges Jubiläum feiern durfte.
Das Hauptbeschäftigungsfeld liegt in Jülich, aber der Name Plantikow verspricht Qualität und Professionalität, die auch deutlich über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und gewünscht sind.
Der größte Auftrag der letzten Jahre wurde in Schleiden erfüllt, wo Plantikow 1.200 Gäste mit allem drum und dran bewirtete. Es sind Erinnerungen an solche Aufträge, die seine Augen zum Glänzen bringen. Aber auch die vegane Hochzeit findet er spannend, stellt sich ein auf Allergien und Unverträglichkeiten und andere individuelle Kundenvorstellungen. Jedes kleine und große Event sieht er als Anspruch und Aufgabe, das mit der gebührenden Ernsthaftigkeit angegangen wird.
Peter Plantikow ist allerdings froh, dass zu Hause meistens seine Frau Steffi kocht. Und gern schiebt er auch mal privat die Tiefkühlpizza in die Röhre. ..
Unweigerlich stellt sich mir die Frage, ob der letzte Knoten im roten Faden geknüpft ist. Festlegen möchte sich Peter Plantikow nicht, findet aber, dass es so weitergehen darf, wie es gerade ist!Autor: Christiane Clemens
Quelle: http://herzog-magazin.de/menschen/der-rote-faden-des-peter-plantikow
Fotos: Jens Pussel